Common Ground – die Rückkehr der Gemeinschaft

Im Zeitalter der Digitalisierung gewinnen die Prinzipien der Gemeinschaft eine neue Bedeutung. Auch das urbane gemeinschaftliche Bauen und Wohnen erfährt eine Renaissance. Wir haben gemeinsam mit den Studierenden diese Wohnformen anhand einer exemplarischen Situation untersucht.

Die Studierenden lernten einen anspruchsvollen Geschosswohnungsbau mit unterschiedlichen Wohn- & Erschließungssystemen in Einzelarbeit zu entwickeln und detailliert auszuformulieren. Die Wechselwirkungen zwischen Nutzungsanforderungen, Architektur und Stadtplanung wurden identifiziert und thematisiert. Ein besonderer Schwerpunkt lag jedoch im Erforschen der Frage, wie viel Gemeinschaft welche Wohnformen vertragen und brauchen.

Als Fachgebiet Stadtquartiersplanung sehen wir uns an der Schnittstelle zwischen den großmaßstäblichen raumplanerischen und städtebaulichen Themen einerseits und den konkreten architektonischen Ausformulierungen auf der anderen Seite. Eine konkrete städtebauliche Lösung wird durch das Wissen um architektonische Anforderungen wesentlich erweitert, ein architektonischer Entwurf ist ohne die Berücksichtigung seines Kontextes langfristig zum Scheitern verurteilt. Vor diesem Hintergrund haben wir mit diesem Studio den Studierenden die Möglichkeit geben, auf einer analytischen und städtebaulichen Ebene zu starten und am Ende des Semesters dann schließlich auf einem sehr konkreten architektonischen Level anzukommen.

Die Auseinandersetzung und Abstimmung mit anderen Projektbeteiligten und die genaue Definition des gemeinsamen Raumes sowohl im eigenen Projekt als auch im öffentlichen Raum war ein wesentliches Lernziel das uns im gesamten Entwurf begleitete. Die Studierenden entwickelten gemeinschaftsbasierte, experimentelle Wohnungstypologien vor dem Hintergrund der konkreten lokalen Problemstellungen. Der Fokus lag dabei immer auf dem Grundelement der Gemeinschaft. Wie viel Privatheit brauchen wir und in wie weit sind wir breit zu teilen? Bei allem experimentellen Charakter war es gleichzeitig sehr wichtig, ganz nahe an den praktischen Bedürfnissen der Bewohner zu bleiben.

Das didaktische Ziel des Entwurfs ist es, die Studierenden in die Lage zu versetzen die Wechselwirkungen von städtebaulichem Kontext und konkreter Architektur zu erkennen und vor diesem Hintergrund einen fundierten Ent-wurf zu entwickeln, der einerseits innovativ und pragmatisch zu gleich ist. In der Nachbetrachtung ist es uns gut gelungen, den Studierenden ein stabiles Fundament für die anstehenden Bachelorarbeiten zu bieten, die sie im Folgesemester entwickelt haben.

Der gewählte Standort in Kaiserslautern auf dem ehemaligen Pfaffareal bot exemplarisch die Möglichkeit gemeinschaftliche Wohnformen in innerstädtischen Lagen zu erproben. Wie in vielen Städten dieser Größe gab und gibt es auch in Kaiserslautern gravierende Restrukturierungen des produzierenden Gewerbes. Die räumlichen, ökonomischen und logistischen Anforderungen für die industrielle Produktion ändern oder verlagern sich und so werden die Bereiche der Städte, die lange der industriellen Produktion vorbehalten waren frei für Umnutzungen. Große und gelichzeitig sehr zentrale Areale werden frei und müssen in qualitativ hochwertige Stadträume und Architekturen transformiert werden.

 

Ausgewählte Student:innenarbeiten von: Clara Süssmann & Moritz Schineis: